„Es wird auf jeden Fall sehr, sehr spannend“, sagte Michael Zimmermann auf der jüngsten Versammlung der Dachdecker-Innung Wittekindsland in Herford. Der Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks gab einen Überblick, was auf das Dachdeckerhandwerk zukommt: Mehr Technik und neue Betätigungsfelder.
Insbesondere im Bereich Photovoltaikanlagen (PVA) auf Dächern sieht er Möglichkeiten für die Innungsbetriebe, sich „neue Märkte zu erobern“. Vor allem in Zusammenhang mit einer Dachsanierung kann dann das Dachdeckerhandwerk gegenüber anderen Anbietern mit PVA punkten. Ohnehin könnte der Bedarf an Dachsanierungen den Wegfall im Neubaubereich mehr als kompensieren. Denn 64 Prozent der Gebäude in Deutschland sind vor 1978 errichtet worden – also vor der ersten Wärmeschutzverordnung. Und derzeit nur 13 Prozent des Gebäudebestandes verfügt über einen geringen Energieverbrauch im Neubaustandard. So ist absehbar, dass in den kommenden 20 Jahren etwa 50 Prozent der Gebäude zu sanieren sind.
Aus Sicht von Michael Zimmermann folglich viel Potenzial, auch PVA auf die Dächer zu bringen. Zumal das Interesse bei Immobilienbesitzern gestiegen ist. Im Jahr 2023 sind rund eine Million PVA installiert worden. Die Nennleistung für die Sonnenstromanlagen lag bei 82 Gigawatt. Bis zum Jahr 2040 sollen es nach den Vorstellungen der Bundesregierung 400 Gigawatt sein – also ungefähr fünfmal soviel. Ein enormes Auftragspotenzial für die rund 15.000 Dachdeckerbetriebe in Deutschland, wie auch ihre 60.000 Handwerker, die sich dadurch um genug Arbeit nicht sorgen müssen.
Dazu kommt laut dem ZVDH-Vizepräsidenten für die heimischen Innungsbetriebe, dass es in NRW von 2026 an die Pflicht zur PVA im Zuge einer Dachsanierung geben soll. Eine PVA lässt sich seinen Worten zufolge nicht mehr nur mittels der bekannten großflächigen Solarmodule montieren, sondern auch über besondere Dachziegel und andere Neuentwicklungen.
Im Rahmen der Innungsversammlung wurden weitere erfreuliche Zahlen genannt. So gab es zu dem Zeitpunkt bereits 47 neue Azubis im Dachdeckerhandwerk im Wittekindsland. Im zweiten Ausbildungsjahr sind es 26 angehende Fachkräfte und im dritten Ausbildungsjahr 31, die in ein paar Monaten zur Gesellenprüfung anstehen.
Weitere Zahlen drückten eine Art von Beständigkeit aus. Die Obermeister Stefan Lewe und Matthias Müller konnten Wilhelm Stein, Geschäftsführender Gesellschafter der Wilhelm Stein Bedachungen GmbH in Bad Oeynhausen, eine Ehrenurkunde für das 100-jährige Bestehen seines Handwerksunternehmens überreichen. Und Silberne Meisterbriefe gab es für Jürgen Wendt, Michael Trampe und Werner Meyer, die vor 25 Jahren ihre Meisterprüfungen abgelegt haben.