Dachdecker und Dachdeckerinnen sehen sich seit jeher dem Klimaschutz verpflichtet: Sie decken Dächer, die viele Jahrzehnte halten, sie dichten Keller und Balkone ab, sie dämmen die Gebäudehülle und begrünen Flach- und Steildächer. Sie errichten Photovoltaik- und Solarthermie-Anlagen. Somit gehören sie zu den klimarelevanten Schlüsselberufen. Die Energiewende kann aber nach Ansicht des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) nur gelingen, wenn auf politischer Ebene an wichtigen Stellschrauben gedreht wird. Dazu hat der Dachdeckerverband ein Positionspapier auf den Weg gebracht.
Sechs Stellschrauben hat der ZVDH ausgemacht und in einem umfassenden Positionspapier erläutert.
– Bestehende Förderlandschaft ausbauen
– „Eine-Million-Dächer-Sanierungsprogramm“ auf den Weg bringen
– Green Deal für Stadt und Grün umsetzen
– Schwerpunkte beim Seriellen Sanieren erweitern
– Entsorgung und Recycling zukunftsfest machen
– Fachkräftemangel angehen
„Wir sehen dieses Papier als einen konstruktiven Beitrag des Dachdeckerhandwerks, um gemeinsam mit der Politik die großen Herausforderungen durch den Klimawandel anzugehen. Daher haben wir zu den jeweiligen Punkten kurz die Problematik skizziert sowie erste Lösungsvorschläge formuliert“, erklärt ZVDH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Marx die Intention des Positionspapiers.
Der Appell wurde bereits an die jeweiligen Ministerien und Ausschüsse gesandt. Es soll aber nicht als ein Forderungspapier verstanden werden, macht Marx deutlich und führt aus: „Wir wollen in den Dialog treten, da wir große Gefahr laufen, die Klimaziele nicht zu erreichen. Der CO2-Ausstoss in Deutschland hat laut Bundesumweltamt 2021 um 4,5 % zugenommen. Und da vor allem auch im Gebäudebereich durch energetische Sanierungen viel eingespart werden kann, wollen wir bestehende Missstände benennen, aber zugleich auch Ideen präsentieren, wie zum Beispiel eine parallele Förderung von Dachsanierung und Photovoltaik und eine Doppelförderung von PV und Gründächern.“
Einheitliche Regelungen bei der Abfallentsorgung
Aber auch der Hinweis, dass Hauseigentümer über 60 oft keine Kredite mehr für Sanierungen erhielten, ist für den ZVDH eine wichtige Stellschraube: „Hier gibt es immerhin ein Potenzial von rund 11 Millionen älteren Eigenheimbesitzern, deren Häuser mangels Kredite nicht saniert wird“, so Marx. Optimierungsbedarf sieht das Dachdeckerhandwerk auch bei der Abfallentsorgung: Hier seien einheitliche Regelungen über die Ländergrenzen hinweg notwendig und beim Nachweisverfahren sei viel Bürokratie im Spiel, die den Betrieben die Arbeit unnötig schwermache. „Und wenn wir tatsächlich 400.000 Wohnungen pro Jahr bauen wollen, muss auch noch viel für eine gleichwertige Behandlung der akademischen und beruflichen Ausbildung getan werden, um die Fachkräftelücke am Bau zu schließen“, stellt Marx fest. Dazu gehöre auch die Förderung der beruflichen Weiterbildung, vor allem im Bereich Photovoltaik und Gründach. Manchmal seien es gerade die kleinen Stellschrauben, die – richtig gedreht – große Wirkung entfalteten.
Das Positionspapier ist hier abrufbar: Positionspapier Dachdeckerhandwerk 2022